Verdursten: Was passiert im Körper?

Wie gefährlich Wassermangel werden kann!

Wir Menschen können in einer Survivalsituation sicher auf vieles verzichten. Doch der menschliche Organismus ist – neben Sauerstoff – auf nichts mehr angewiesen als auf Wasser. Täglich müssen wir nachfüllen und maximal drei Tage könnten wir wirklich verzichten, ehe wir verdursten.  Doch was geschieht, wenn unser Organismus kein Wasser mehr bekommt? Wenn wir in eine Survivalsituation geraten, ohne Wasservorrat?

Zerlegten wir den Körper in seine molekularen Bestandteile, stellten wir fest: Mindesten 65%, bis hin zu 75%, bestehen aus Wasser. Wichtige Körperfunktionen hängen vom Wasserhaushalt ab. So besteht unser Blut beispielsweise zu 95% aus Wasser, wodurch es fließen kann. Unsere Zellen liegen in wässriger Lösung und Wasser lässt unsere Nieren arbeiten. Selbst Zähne und Knochen beinhalten zwischen 20 – 25% davon. Da der Körper Wasser nutzt, um seinen Wärmehaushalt zu regulieren und Abfallprodukte auszuscheiden, können wir das Elixier nicht speichern. Dadurch sind wir wie jeder Organismus Teil eines großen Wasserkreislaufes.

Von den Quellen, den Bächen und Flüssen bis ins Meer sucht sich das Blut der Erde seinen Weg. Es verdampft und gelangt als Regen an anderer Stelle wieder zur Erde wo es lebenspendende Feuchtigkeit bringt. Irgendwo auf diesem Weg nehmen wir uns einen Teil davon und geben ihn wieder zurück. Seit Millionen von Jahren zirkulieren die Wassermoleküle auf diese Weise und haben schon unzählige Organismen passiert. Frisches Wasser ist altes Wasser. Wer weiß, vielleicht trinken wir Dinosaurierpipi.

Was passiert, wenn wir uns diesem großen Kreislauf entziehen, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Verdursten: Die ersten Anzeichen.

Wie rasch sich die Symptome eines Wassermangels einstellen, hängt von Alter und Gesundheitszustand des Körpers ab. Alte Menschen haben einen niedrigeren Wasseranteil im Körper als junge Menschen. Außerdem sind bei ihnen häufig schon einige Schutzfunktionen beeinträchtigt. Sie trocknen daher schneller aus und haben ein höheres Risiko zu verdursten.

Ein gesunder Organismus meldet sich rechtzeitig beim Gehirn: Wir empfinden Durst. Dieser kann sehr quälend sein und in einer Survivalsituation sicher schlimmer als Heimweh. Geben wir dem Körper nicht wonach es ihm verlangt, wird unser Blut zähflüssiger – und salzhaltiger. Sollte es dann auch noch heiß sein, weitet der Körper alle Gefäße, um den Wärmeüberschuss an die Umgebung abzugeben.

Unser Kreislaufsystem ist ein Rohrsystem, dem das Wasser verloren geht. Der Druck in den Leitungen sinkt und die Wasserpumpe muss ordentlich nachlegen, um den Arbeitsdruck aufrecht zu halten. Für unseren Organismus bedeutet das: Der Blutdruck sinkt und die Herzfrequenz nimmt zu. Es kommt zu ersten Anzeichen einer sogenannten Dehydratation. Das Gehirn wird nicht mehr ausreichend versorgt: Unsere Konzentration lässt nach, uns wird schwindelig und wir fühlen uns schwach. Auch die Haut trocknet zunehmend aus und verliert an Spannung. In diesem Stadium kann man stehende Hautfalten beobachten. Diese könnt ihr auch häufig bei alten Menschen feststellen. Wenn man mit den Fingern etwas an deren Haut zieht, bleibt eine Falte stehen. Bis hierhin ist es noch kein Verdursten, aber die Anzeichen sollten klar machen, dass Wasser jetzt Priorität hat.

Richtig problematisch wird es, wenn der Blutdruck soweit sinkt, dass unsere Nieren beeinträchtigt werden. Sie sind dafür verantwortlich, im Wasser gelöste Abbauprodukte aus dem Organismus zu transportieren: Wir scheiden sie als Urin aus.

Verdursten geht auf die Nieren.

Bei weiterem Flüssigkeitsmangel fahren unsere Nieren die Urinproduktion zurück. Wir scheiden weniger davon aus und seine Farbe wird dunkler, zudem riecht er intensiver.

Nach zwei bis drei Tagen ohne Flüssigkeitszufuhr, stellen die Nieren ihren Dienst ein. Sie nehmen sich sprichwörtlich selbst vom Netz, indem sie die umliegenden Blutgefäße verengen und sich ihrer eigenen Versorgung berauben. Für den Organismus ist das Nierenversagen schwerwiegend. Stoffwechselprodukte wie Harnstoffe und Harnsäuren werden nicht mehr ausgeschieden. Der Körper vergiftet sich selbst.

Als letzte Lösung versucht der Körper diese Stoffe über die Haut abzusondern. Sie verfärbt sich bräunlich und beginnt zu jucken, Atem und Haut riechen nach Urin. Ohne die Nieren ist die körpereigene Entgiftung jedoch aussichtslos. Nach kurzer Zeit schädigen die Giftstoffe das Gehirn, Muskelgewebe und Nervenzellen. Wir werden aphathisch und fallen ins Koma.

In der Folge des Nierenversagens und weiterer beeinträchtigter Prozesse kommt es im Körper zu einem Multiorganversagen. Die größte Rolle spielt jedoch die Erhöhung der Kaliumkonzentration. Das verdickte Blut und das Nierenversagen lassen sie ansteigen. Dadurch wird das Reizleitungssystem des Herzes gestört. Es kommt zu Herzrhythmusstörungen, bis zum Herzversagen.

Wie schnell diese Prozesse ablaufen und wir wirklich verdursten, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Alter, Gesundheitszustand und die äußeren Umstände haben den größten Einfluss. Auch Durchfallerkrankungen können zur Deydratation führen.

Mehr zum Thema Wasser und Survival.

Was du wissen solltest, damit du in einer Survivalsituation nicht verdurstest findest du in unseren anderen Artikeln zum Thema Trinkwasser finden und Trinkwasser filtern.  Oder besuche unser Survivaltraining und lerne die wichtigsten Fertigkeiten zum Leben in der Wildnis.

Bleib Wild
Dein Kevin Hildebrandt
von teRea


Quellen:

Foto 1 von Thomas Ensley auf Unsplash

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