Träume deuten, oder alles nur ein Traum?

Was unsere Träume über unser Seelenleben verraten.

Wieviel Zeit unseres Lebens verbringen wir eigentlich im Schlaf? Wozu das ganze? So wie ich die Schöpfung kennengelernt habe, hat alles einen Grund. Im Traum erleben wir die verrücktesten Dinge. Dann wachen wir auf und rätseln gern, was sie zu bedeuten haben. Selbst die moderne Wissenschaft beschäftigen sich mit der Deutung unserer nächtlichen Fantasien – und hat verblüffende psychologische Erklärungen gefunden. Doch Träume deuten ist so alt, wie die Menschheit selbst.

Träume können beglücken oder erschrecken, erheitern oder verstören. Doch wie auch immer wir uns der nächtlichen Erlebnisse erinnern – sie sind nach Ansicht vieler Experten vor allem eines: nützlich. Denn die fantastischen Bilder können uns verraten, was uns Unterbewusst bewegt, was uns hemmt oder antreibt. Oft illustrierten sie Gefühle oder Überzeugungen, Konflikte oder Gedankenmuster, die tief in unserer Psyche verankert sind und am Tag unser Denken, Fühlen und Verhalten bestimmten, selbst wenn es uns nicht bewusst ist.  Für wen das nach einer neuen Erkenntnis klingt, dem soll gesagt sein, dass schon unsere Vorfahren davon überzeugt waren, dass es sinnvoll ist, sich an seine nächtlichen Ausflüge zu erinnern. Mehr noch: sich aktiv mit ihnen zu beschäftigen.

Die Sápara, ein indigenes Volk, das im Amazonas-Regenwald an der Grenze zwischen Ecuador und Peru beheimatet ist, sagen dazu: „Wer nicht richtig Träumen kann, bekommt mit der Wirklichkeit Probleme.“

In diesem Artikel erfährst du was Träume wirklich sind, wie du wieder träumen lernst und wie Traumdeutung wirklich funktioniert.

Die Biologie der Träume.

Um Träume besser zu verstehen, sollten wir einen Blick auf die Beschaffenheit unseres Denkapparates werfen. Oft stellen wir ihn uns als ein zusammenhängendes Etwas vor. Jedoch lassen sich zwei getrennte Gehirnbereiche unterscheiden: das limbische System und den Neokortex. Das limbische System kennen wir als den Sitz des Unterbewusstseins, der auch als das intuitive Gehirn bekannt ist. Hier werden Kampf- und Fluchtmechanismen, Lust und Schmerz, zwischenmenschliche Vorgänge und unser Langzeitgedächtnis geregelt. Es ist die Quelle unserer Träume und all jener Triebkräften, die kaum mit Worten zu erklären sind.

Das „rationale“ Gehirn ist der Neokortex. Er ist der Sitz unseres überlegten, analytischen Denkens, und verwaltet die Sprache und unseren Sinn für Räumlichkeit. Hier ist auch das Zuhause von Bewertungen wie richtig und falsch, wichtig und unwichtig, sowie unserer Urteile gegenüber der Welt und gegenüber uns selbst.

All unsere Sinneseindrücke werden entweder zum Intuitiven, oder zum rationalen Gehirn geleitet. Da sich in unserer modernen Welt die sprachlichen Eindrücke zu unserer vermeintlichen Hauptinformationsquelle entwickelt haben, sehen wir diese zugegebenermaßen als unseren Zugang zu Wahrheit und Informationen an. Indem wir uns im Kern als sprachorientierte Wesen begreifen, lassen wir unseren rationalen Gehirnanteil die Führung übernehmen. Heute soll alles erklärbar und messbar sein, um ernst genommen zu werden.

Wenn wir uns jedoch vor Augen führen, dass zwischen 95 und 99 Prozent unserer Handlungen und Entscheidungen unserer Intuition entspringen, wird klar, wie entscheidend das intuitive Denken noch immer für unser alltägliches Leben ist [1]. Die Unterdrückung unserer Intuition ist etwas, das wir erst im Laufe unseres Lebens erlernen. Kinder unterscheiden noch nicht zwischen Wach und Traum. Ihnen sagt man erst: „Das ist doch alles nur ein Traum“. Damit erteilen wir ihnen die Lektion, dass dieser Teil ihrer Erfahrung nicht real ist. Doch sind nicht beide, Wachwelt und Traumwelt, unsere Erfahrung? 

Träume sind Wegweiser.

Von den Ojibwa und den Aborigines weiß ich, wenn etwas echter ist, dann ist es der Traum, weil er ungefiltert ist. Für sie ist es das natürlichste der Welt nach dem Aufwachen in der Morgendämmerung zusammenzukommen und darüber zu reden, wo sie in der Nacht gewesen sind und ihre Träume zu deuten. Legen wir uns Schlafen, schalten wir unser Verstandesdenken aus, dann hat unsere Intuition freie Hand. Alle Glaubenssätze sowie räumliche und zeitliche Beschränkungen, die unser Unterbewusstsein im Wachzustand ausbremsen, sind auf Standby. Das Traum-Ich nutzt diese Gelegenheit und setzt sich an seinen Schreibtisch. Jemand bringt ihm ständig neue Akten zur Bearbeitung herbei. So geht es den Traum-Ich! Jede Nacht beginnt es aufs Neue seine Arbeit – aber nicht an einen physischen Schreibtisch. Es geht an deinen spirituellen Schreibtisch und bearbeitet Gefühle und Emotionen, die leigengeblieben sind.

Hierfür entwirft dein Traum-Ich passende Bilder, vielleicht auch bekannte Erlebnisse, denn es kennt dich besser als jeder andere. Und es sagt, wenn wir das alles abarbeiten, dann müssen wir uns irgendwann nicht mehr so abmühen.

In der Traumwelt funktioniert das alles bestens und die Leitung zu unseren Gefühlen und Emotionen ist sehr kurz. Ein Problem entsteht erst dann, wenn wir wieder wach werden. Im Wachzustand versuchen wir alles mit dem Verstand zu denken – auch unsere Träume.

Das funktioniert nicht, weil unser Verstand eine andere Sprache spricht als unser Traum-Ich. Das Einzige, was beide verstehen, ist das Gefühl. Das Traum-Ich schafft deshalb ein Bühnenbild, in dem zwischen den Zeilen eine tiefe Botschaft transportiert wird: Ein Gefühl.

Und hier ist mein erster Hinweis zur Deutung von Träumen: Nimm Abstand von der Geschichte und fühle stattdessen das Gefühl, ohne es in einen Käfig von zu deutenden Bildern zu sperren.

Wie du wieder Träumen lernst.

Gerne erinnere ich mich an die sommerliche Dämmerung, bevor die Sonne aufgeht. Vielleicht kennst du das auch? Du wachst auf, schaust in den Himmel und siehst wie der Sternenhimmel in der Dämmerung zu schwinden beginnt. Und noch ein Stern leuchtet am Himmel. Du willst ihn haben, doch er entfernt sich wie ein silberner Faden ins Himmelsblau. Und je mehr du ihn halten willst, desto mehr entschwindet er. Verschwunden ist der Traum.

Wenn du dich jedoch auf das Gefühl konzentrierst, satt nach dem Faden zu eilen, kommt er oft von selbst zu dir zurück.

Folgende Hinweise helfen dir auf deinem Weg besser zu träumen und Träume zu erinnern:

Am Abend
  •  Gehe früh ins Bett.
  • Konsumiere in den 2 Stunden davor keine Medien.
  • Verzichte auf Stimulanzien.
  • Vermeide anstrengende Gespräche am Abend.
  • Lege dich 30 Minuten vor deiner Schlafenszeit zur Ruhe. 
  • Gehe den Tag in Gedanken rückwärts durch, so kommst du deinem Traum-Ich entgegen schläfst friedlich ein.
Am Morgen
  • Versuche am nächsten Morgen ohne Wecker aufzuwachen.
  • Bleibe noch 10 Minuten mit geschlossenen Augen liegen und spüre nach.

Träume deuten - aber richtig.

Mir fällt dazu eine kurze Geschichte von einem Mann ein, der nach seiner Visionssuche zu einem Ältesten ging, um seine Träume deuten zu lassen. Der Älteste sagte, wie soll ich das machen? Ich habe noch nicht einmal in Gänze herausgefunden was meine bedeutet.

Träume sind etwas sehr persönliches, denn Träumen ist, als würdest du dich mit deinem besten Freund unterhalten, doch du bist der Einzige, der redet. Also gehe einen großen Bogen um alle, die deine Träume deuten wollen, egal ob Menschen, oder Bücher.

Friedrich Nietzsche prägte den Ausdruck des „Dritten Ohres“ zur Beschreibung unseres Intuitiven Vermögens, die Bildsprache von Träumen und der Herzensstimme zu verstehen[2].

Um deine Träume zu deuten, solltest du sie dennoch Teilen. Das hilft dir sie noch einmal zu durchleben und weitere Nuancen in Stimmungen und Gefühlen zu erfassen. Außerdem lohnt es sich ein Traumtagebuch anzulegen. Ich empfehle ein besonders schönes, das mit Stift auf deinem Nachttisch liegt. Weil es dann auch mehr Freude macht es zu benutzen. 

Hier trägst du ein, was du erinnerst, und zwar drei Sachen:

  1. Die Handlung: Stichpunktartig, kurz und bündig.
  2. Die Gefühle: Schreibe diese detaillierter und schaue nach Grundstimmungen.
  3. Deine Bezüge: Suche deine persönlichen Bezüge zur Wachwelt.

Sei mutig und schreibe jeden noch so wilden Fetzen auf. Es gibt keine minderwertigen Träume, nur weil du nicht alles erinnerst. Es ist das, was du erinnerst. Manchmal erschließt sich auch ein Gefühl nicht gleich, weil du es im Alltag nicht wahrnimmst. Aber du hast die Spur aufgenommen und irgendwann kommt eine Situation, in der du denkst, das fühlt sich an wie in dem Traum. Danach wirst du dir dieses Gefühls im Alltag immer häufiger gewahr. Dann träumst du richtig und löst in der Wirklichkeit Probleme.

Träume deuten mit Kindern.

Wenn ihr wollt, dass eure Kinder das Träumen nicht erst verlernen. Dann lasst sie euch die Geschichte ihres Traumes erzählen, als würden sie von ihrem Tag erzählen und fragt sie nach Gefühlen und Stimmungen. Du kanns mit ihnen ihre Träume deuten indem ihr gemeinsam überlegt was das für sie bedeuten könnte. Vielleicht führt ihr mit ihnen gemeinsam ein Traumtagebuch. Damit ihr Schreibtisch niemals so voll werden möge, wie der unsrige.

Dein Kevin Hildebrandt
von teRea

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