Tierspuren – Die Icons der Natur

Wie Tierspuren lesen lernen deine Sicht auf die Welt verändert und deine Beziehung zur Natur verbessert.

Egal ob du es liebst oder hasst, wenn ich dir von MC Donalds erzähle, wird dein geistiges Auge dir mit großer Wahrscheinlichkeit das gelbe M und ein lebendiges Bild einer betriebsamen Filiale inklusive der Personalkleidung und anderer Details verbildlichen. Ohne je eine Enzyklopädie über Firmenlogos und Icons studiert zu haben, kennst du tausende davon. Du weißt, was sie dir sagen und was sich dahinter verbirgt. Niemand hat dich dazu aufgefordert und keine Schule hat dich darin geprüft, aber ich wette du bist gut darin.

Auf dieselbe Weise wie du gelernt hast Logos und Icons zu erkennen, kannst du das Lesen von Tierspuren lernen. In diesem Artikel erkläre ich dir, was Spurenlesen eigentlich ist und wie du vorgehen kannst, um Spurenlesen zu lernen und deine Beziehung zur Natur zu verbessern.

Spurenlesen lernen ist ein Tanz

Für die Buschleute in der Kalahari ist das Spurenlesen „The Great Dance“ – der große Tanz mit der Schöpfung. Wenn du jemals einen dieser Spurenleser bei seiner Arbeit beobachtest, wirst du eine Idee davon bekommen. Es ist beeindruckend, wie er beim Nachgehen einer Tierspur beginnt, sich in das Kudu zu verwandeln, das er verfolgt. Er wird die Bewegungen, die Gangart, die Geräusche, das gesamte Verhalten des Tieres so detailliert nachahmen, dass du glaubst, das Kudu selbst bewege sich vor dir – selbst, wenn du zuvor noch nie eines gesehen hast.

Bushmen in der Kalahari sjorford, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Als Jäger ist dieser Spurenleser mit Tierspuren aufgewachsen. Sie sind unmittelbarer Teil seiner Aufmerksamkeit und seiner Lebenswelt. Und während du beindruckt mit deinem Blick zwischen ihm und den Vertiefungen im Sand hin und her wanderst, sieht er, ob das Tier den Kopf neigt, krank, schwanger oder hungrig ist und ob es langsam oder schnell geht. Er hat durch das Spurenlesen einen direkten Einblick in das Leben der Tiere seiner Heimat. Er weiß, wo sie wohnen, was sie zu welcher Jahreszeit fressen und wo sie ihre Jungen zur Welt bringen. Damit formt sich für ihn ein Bild der komplexen Beziehungen seiner Nachbarn und ihm selbst, sowie dem Land, auf dem sie gemeinsam leben. So ist sein Weltbild, das eines großen Tanzes aller Lebewesen, die dieses Land teilen, sich eingeschlossen.

Darum geht es auch beim Spurenlesen lernen: Die Zusammenhänge in der Natur und den eigenen Platz darin zu verstehen.

Tierspuren lesen - Ist wie Markenbranding

Die meisten von uns sind weit davon entfernt aus einer Spur solch eine Informationsfülle zu entnehmen. Anders ist das jedoch bei Firmenlogos, die wir eindeutig erkennen. Im Grunde sind Tierspuren nichts anderes als solche Firmenlogos oder Icons – nur eben von Tieren. In der Natur heißen die Firmen Arten und die Branchen könnten wir Ordnungen nennen. So wie sich die Ordnung der Cola Hersteller mit wenigen Ausnahmen durch die Farben Rot und Weiß oder Blau und Weiß auszeichnet, zeichnet sich die Ordnung der Hundeartigen durch ihre charakteristische Fußmorphologie aus. Es ist die Anordnung ihres Mittelballen, der vier Zehenballen und Krallen, die ihren Spuren ein unverwechselbares Aussehen geben.

Die Parallelen zwischen Tierspuren und der Funktionsweise von Logos sind verblüffend. Aber warum ist das so? Der Grund dafür ist unsere Fähigkeit zur Mustererkennung, die das Ergebnis unserer Evolution als Jäger und Spurenleserinnen ist. Indem wir einer Sache immer wieder Aufmerksamkeit schenken und sie immer wieder sehen, speichert unser Gehirn ein immer genaueres Bild dieser Sache ab, bis wir es uns selbst vor Augen führen können.

Alle zu den Hunden den in Deutschland wild lebenden Hunden gehören Fuchs, Wolf, Schakal und Marderhund. Sie eint eine charakteristische Fußmorphologier und doch sind sie unterscheidbar.

Genau das hat die Werbeindustrie erkannt und versucht Logos zu entwerfen, die zwei wichtige Eigenschaften erfüllen. Eine branchenspezifische Farbpalette soll uns vorab eine schnelle assoziative Einordnung ermöglichen und eine Form mit Alleinstellungsmerkmalen einen hohen Wiedererkennungswert generieren. Es sind eindeutige Muster, die unsere Wahrnehmung darauf ansprechen, worauf sie evolutionär getrimmt wurde.

Danach wird versucht, das Logo strategisch so zu platzieren, dass es uns so oft wie möglich vor die Linse kommt. Wir speichern die Muster im Gehirn ab und fertig ist das Branding! Die Marke hat sich samt emotionaler und sinnlicher Konnotationen als geistiges Bild in unserem Kopf eingebrannt. Für uns passiert das alles unbewusst, ohne Schule oder Studium. Alles, was es braucht, ist gelenkte Aufmerksamkeit. Werbetreibende wissen das und überschütten uns förmlich mit Informationen, die unsere Aufmerksamkeit auf ihre Marke lenken. Sie bestimmen im hohen Maße mit was wir von der Welt sehen – unser Weltbild. So lernen unseren Tanzes mit den Schöpfungen des Marktes.

„Dirt Time“ – Der andere Blick auf die Welt.

Auch die Natur hält Massen an Informationen bereit. Nur sind diese für uns moderne Menschen ebenso wenige aufdringlich wie lebensnotwendig. Deswegen schenken wir ihnen selten Beachtung. Wir müssen die Spur des Rindes nicht bis in die Kühltruhe verfolgen, oder wissen welche Standorte der Rosmarin mag. Deshalb haben du und ich wahrscheinlich eine bessere Kenntnis über die Muster unserer menschengemachten Lebenswelt als über die Muster der Natur. Hier besteht eine Lücke in unserer Beziehung zur Welt und damit zu einem großen Teil der Realität. Das lesen von Tierspuren ist ein Weg diese Lücke zu schließen.

Wenn du Spurenlesen lernen willst, heißt es aktiv werden und Verantwortung für deine Aufmerksamkeit zu übernehmen. Lenke dein Interesse eigenständig auf die Muster der Natur. Die Absicht Tierspuren zu lesen ist eine gute Kernroutine, um deine Aufmerksamkeit auf jene Muster zu richten. Gehe dazu so oft wie möglich dorthin wo die Firmenlogos deiner Nachbarn auf dem Boden liegen. Schaue dir die Tierspuren genauestens an und sammle Daten, wie eine echte Feldforscherin. Unter Spurenlesern nennen wir das „Dirt Time“. Wenn du von einer solchen Spurenexpedition nicht mit dreckigen Knien zurückkommst, hast du niemals genau hingeschaut.

Je mehr Tierspuren du auf diese Weise erkundest, desto mehr natürliche Muster und Zusammenhänge wirst du erkennen. Dabei hilft dir besonders die Geistige Auge Übung. Mit der Zeit wirst du über einen Feldweg schlendern und jede Fuchsspur im Vorbeigehen so leicht entdecken, wie das goldene M an der Autobahn. Dann siehst du die Welt mit anderen Augen und verbesserst deine Beziehung zur Natur.

Wenn du mehr über das Spurenlesen und deine tierischen Nachbarn lernen willst, dann schau doch auf einem unserer Spurenleseseminare vorbei.

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Dein Kevin Hildebrandt
von teRea

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